Projektdokumentation

Inhaltsverzeichnis


Das war WIDER WORTE

Durch die Vernetzung und Verortung der Protagonist*innen des Projekts in verschiedenste aktivistische und künstlerisch tätige Communities in Wien und ganz Österreich ist der Zugang zu Zielgruppen innerhalb und außerhalb des Kunstfelds garantiert.”

Wider Worte Konzept / Einrecihung

Diese zwei Textabsätze sind von den realen offenen Tagen bei Weitem übertroffen worden.

Das Projektteam und alle Mitwirkenden waren an beiden Tagen überwältigt von der Anzahl der Besucher*innen, von der Stimmung in den beiden Häusern und Garten/Hof, von den unerwarteten Begegnungen, von der Melange aus Kunst und Aktivismus, von der Altersbreite und den so unterschiedlichen Personengruppen, die sich sonst vermutlich nicht begegnen.

30 Sprachen

Insgesamt haben beim Projekt mehr als 50 Künstler*innen aus mehr als 30 verschiedenen Ländern (und allen 6 Kontinenten) teilgenommen. Sie haben mehr als 30 Sprachen mitgebracht und viele unterschiedliche Perspektiven sind zusammen gekommen.

Projekt Wider Worte schuf einzigartige Verbindungen von künstlerischen Formen und Ausdrucksweisen, die in einem offenen Labor entwickelt wurden, und die Schaffung eines Raums, in dem neue Ansätze durch gemeinsame Aktionen mehrerer Gruppen entdeckt werden konnten.

Unerzählten Geschichten und Perspektiven wurde eine Stimme gegeben. Wider Worte erforschte Ideen für innovative Verbindungen. Es zeigt, wie verschiedene Akteure der Kulturszene zusammenkommen können, um eine künstlerische und kulturelle Produktion anzubieten, die viele Perspektiven einbezieht und unterschiedliche Zielgruppen erreicht.

Roter Faden

Wider Worte lässt sich inspirieren von Kommunikation als rotem Faden. Das Smartphone steht für Kommunikation, Distanz, zurückgelassene Personen, unterbrochene und wieder aufgenommene Beziehungen und Bezüge und manchmal entscheidet es über Leben und Tod.

Verbindung zwischen Ländern und Kontinenten durch Migration schafft unbekanntes Terrain für künstlerische Forschung und Ausdrucksformen. Das Telefon schafft die Verbindung zu jenen, die nach wie vor in den Herkunftsländern sind.

Wer sind wir?

Wie verbinden uns Geschichten und Narrative, die wir mitbringen? Wie überwinden wir Grenzen in der Kommunikation mit denen, die wir zurückgelassen haben? Wie können wir Erfahrung und Emotion über limitierte virtuelle Kanäle vermitteln? Wie können wir unser Schweigen über er- und überlebte Gewalt brechen und uns, in alle Welt migriert und verstreut, über unser Telefon wiederfinden? Wer sind wir inzwischen?

Beteiligte Projekte

Yeter Güneş – 6 Jahre / Altı Yıl:
Film, Text, Archiv

Ein Dokumentarfilm und seine Präsentation

EXIL

Seit 25 Jahren ein Leben im Exil in Wien — eine Rückkehr in das Herkunftsland würde bis heute die Gefahr bedeuten, wieder die Freiheit zu verlieren:
Yeter Güneş, Widerstandskämpferin gegen den Militärputsch in der Türkei 1980, sechs Jahre lang inhaftiert im berüchtigten Gefängnis ‚Mamak‘ in Ankara, schließlich 1996, mehrere Jahre nach ihrer Freilassung, vor dem Militärregime geflohen und seither in Wien.

Gefangen

Als jüngste Gefangene, die sich durchgehend jeder Aussage verweigert hat, hat sie bis heute eine Art Kultstatus in der Diaspora der aus der Türkei geflohenen Gegner:innen der Militärregierung inne. Ihr Name heißt buchstäblich übersetzt genug (yeter) Sonne (güneş).

Film 76 Minuten, Drehformat HD / 4K; Endformat DCP Produktion: Planet 10 Releasedatum: Wien, 2022

Im Rahmen der Förderung des Projekts Wider Worte war es möglich, den 76-minütigen Dokumentarfilm ‘Yeter Güneş – 6 Jahre / Altı Yıl / 6 years‘ zu drehen und fertigzustellen.

Premiere

Die Fassung mit deutschen Untertiteln ist in buchstäblich letzter Minute vor der Präsentation am ersten offenen Tag des Projekts, am 18. Juni 2022 im Kulturverein Planet 10 fertig geworden und konnte dort vor großem Publikum gezeigt werden.

Bücher

Vor dem Screening haben die Protagonistin Yeter Güneş und die Autorin des Buches “Der Pullover trägt mich nicht mehr” / “Yünden Bir Bellek” und Initiatorin des Films Lilly Axster aus dem zweisprachigen Buch gelesen. Hierbei wurden Textstellen gewählt, die inhaltlich eine Entsprechung im Film haben, sodass das Publikum aus verschiedenen Blickwinkeln und Medien in Yeters Geschichte eintauchen konnte.

Zu der Premiere des Films war nicht nur Yeter Güneş selbst anwesend, sondern waren zahlreiche ehemalige Weggefährt*innen, Mitkämpfer*innen, Überlebende und Freund*innen von Yeter aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Österreich angereist. Der Film ist die erste ausführliche Dokumentation zu den politischen Kämpfen der 1980ger Jahre gegen die Militärdiktatur in der Türkei aus der Sicht einer Kämpferin. Filme über Kämpfer dieser Zeit gibt es bereits viele.

Erstes Feedback

Der Films wurde sehr gut aufgenommen. Die Stimmung war konzentriert, betroffen und überrascht (über den Humor, den Yeter im Film trotz der heftigen Erlebnisse immer wieder zeigt). Das Feedback war überwältigend. Sowohl von jenen, die angereist und direkt mit Schilderungen dessen konfrontiert waren, die Teil ihres eigenen Lebens sind, als auch von jenen, die weder von dieser Geschichte politischer Kämpfe wussten, noch Yeter kannten.

Das Publikum war sowohl vom Alter her als auch sprachlich und von den politisch-aktivistisch und künstlerisch verorteten Personen sehr divers. Klar wurde, dass es unbedingt auch eine Filmfassung mit englischen Untertiteln braucht.

Nach dem Screening gab es bei guter Verköstigung viel Gelegenheit, mit Yeter und/oder den Filmemacher*innen und/oder den Genoss*innen von Yeter ins Gespräch zu kommen. Dabei wurden zahlreiche Einladungen an das Filmteam und Yeter ausgesprochen und Screenings im In- und Ausland vereinbart.

Zwischen den beiden offenen Tagen des Projekts Wider Worte hat das Filmteam noch weiter an dem Film gearbeitet, Fragen und Feedback aus dem ersten Screening berücksichtigt und den Film mit englischen Untertiteln versehen.

Mit englischen Untertiteln

Am zweiten offenen Tag, am 24. September im Verein für Barrierefreiheit in der Kunst, im Alltag, im Denken in 1160 Wien wurde der Film dann in einer Version mit englischen Untertiteln präsentiert. Wieder gab es vorher eine zweisprachige Lesung von Yeter Güneş und Lilly Axster. Das Publikum war ein gänzlich anderes, wieder full house und sehr gute Rückmeldungen.

Als Einstimmung auf den Film gab es ein spontanes Konzert von Melike Eksik mit kurdischen a-capella Liedern. Der angekündigte Sänger Müco musste leider aufgrund von Krankheit absagen. Beide Künstler:innen steurten Musik für den Film bei; Melike Eksik ist auch eine der Interviewpartnerinnen von Yeter im Film.

Film Talk

Am Nachmittag vor dem Filmscreening gab es einen fast zweistündigen Filmtalk mit Yeter und dem Team sowie mit einer der Übersetzer*innen und ca. 20 Interessierten. Es ging einerseits um die Wahl der filmischen Mittel, die Auswahl der Texte/Interviewpassagen und den Umgang mit Gewalt- und Foltererfahrungen im Film. Andererseits ging es darum, was die Arbeit am Film für die Protagonistin bedeutete, wie die Arbeit in ihren Alltag eingegriff und ihr Sein in der Gegenwart verändert hat.

Versprechen an sich selbst

Mit der Entscheidung, sowohl mit dem Buch als auch mit dem Film an die Öffentlichkeit zu gehen und sich auszusetzen und zu erinnern bedeutet das Einlösen eines in den Foltergefängnissen abgegebenen Versprechens von Yeter Güneş an sich selbst. Diese Thematik wurde den Teilnehmenden am Gespräch nahegebracht und so der Hintergrund des Films nochmal greifbarer gemacht. Auf diese Art umfassender informiert und neugierig waren die Teilnehmer*innen des Gesprächs später Teil des Publikums beim Screening.

Nach dem zweiten offenen Tag des Projekts Wider Worte wird der Film wie geplant in vielen verschiedenen Screening Settings gezeigt werden. Diese Screenings werden ebenfalls vom Projekt WIDER WORTE dokumentiert.

Archiv

Während der Arbeit am Film wurden Informationen zum Film ( zweisprachig: türkisch, deutsch), zum Buch und zu Yeters Leben und Wirken auf einer eigenen Webseite veröffentlicht.

Des Weiteren ist geplant, Auszüge aus den Interviews in schriftlicher Form zu veröffentlichen sowie das gesamte Filmmaterial und alle Audioaufnahmen die im Zuge des Projekts entstanden sind, in einem Archiv zur Verfügung zu stellen.

Backstage Eye

Das Ziel des Projekts “Backstage Eye” war ein Video, das die Aktivitäten und Prozessen “hinter den Kulissen” von Wider Worte dokumentiert und dabei die Möglichkeit gehabt, mit mehr als 50 am Projekt Wider Worte beteiligten Personen zu interagieren.

Hinter jedem Kunstwerk stehen Menschen, von denen jeder seinen/ihren persönlichen Hintergrund, seine/ihre Geschichten und Erfahrungen mit Freude, Leid, Kampf und Entwicklung mitbringt. Die Idee zu Backstage Eye war, einem größeren Publikum zu zeigen, wie schön und produktiv dieser Prozess der Interaktion zwischen einer Vielzahl von Menschen, Gruppen, Werten, Farben, Ideen und Texturen sein könnte.

Eine Arbeitsversion der Dokumentation wurde bei den Offenen Tag im Juni gezeigt. Im September konnte man ihn den ganzen Tag über auf mehreren Bildschirmen im Haus anschauen. Danach wurde die Endversion online gestellt.

Arbeit an der Doku

Anfangs bestand die Sorge, dass die Teilnahme an den Proben, Treffen und allen Arten von Zusammenkünften dazu führen könnte, dass sich die an der kreativen Arbeit Beteiligten in diesem eher intimen Prozess sich peinlich berührt oder einfach abgelenkt fühlen. Dies wurde durch zusätzliche Treffen verhindert, bei denen die Menschen die Möglichkeit hatten, sich gegenseitig kennen zu lernen. Auf diese Weise wurde eine Atmosphäre geschaffen, in der nach Beginn der Videoaufzeichnung keiner der größeren Publikum Teilnehmer*innen auch nur ahnte, dass irgendwo eine Kamera stand, da die Leute ganz in ihre Arbeit vertieft waren.

Der “Blick hinter die Kulissen” zeigt die Synergie verschiedener Menschen und Gruppen, die ihre Energie, ihre Ideen und ihre Liebe in dieses Projekt stecken. Er
dokumentiert die Entwicklung des Projekts aus einer Perspektive, die vielleicht noch niemand gesehen hat, und macht so das Ausmaß des Projekts deutlich.

Der Pullover trägt mich nicht mehr / Literatur-Programm im Rahmen der Offenen Tage

1) Yeter Güneş und Lilly Axster horchen zweisprachig ins neue Buch hinein und erzählen vom Drumherum. Lesung und Gespräch
Diese Lesungen waren an beiden offenen Tagen quasi das Vorprogramm des Films, s.o.

2) Ausstellung der Zeugnisse verschiedenster Kommunikationsmethoden aus Yeters Besitz
Der Pullover, den Yeter im Gefängnis damals gestrickt hat und der ein Brief an Genossinnen draußen war und als harmloser Pullover über Besuche von Yeters Mutter seinen Weg an die Adressatinnen gefunden hat, war ebenso ausgestellt wie andere Zeugnisse verschiedenster Kommunikationsmethoden aus Yeters Privatbesitz: ein in einen ausgehöhlten Bleistift eingewickelter hauchdünner Brief (auf einzelnen Schichten von Taschentüchern geschrieben), Nachrichten in sogenannter Zitronenschrift in Gerichtsakten, Aufzeichnungen eines unter den Gefangenen kursierenden verschlüsselten ABC, Zeichnungen auf Stoffstücken, die verschlüsselte Botschaften und Codes enthalten u.a.m.
Diese Gegenstände haben die ca. 40 Jahre in einem Koffer unter Yeters Kleiderkasten einigermaßen unbeschadet überstanden und sind an beiden offenen Tagen erstmalig einer Öffentlichkeit vorgestellt worden.

3) Literatur im Lift:
57 Sekunden fährt der Lift im barrierefreien Hinterhaus des Vereins für Barrierefreiheit vom Erdgeschoss in den zweiten Stock. Und ebenso lang wieder hinunter. Mini-Lesungen, die für die Flüchtigkeit der Kommunikationsmöglichkeiten stehen, im Gefängnis, auf der Flucht, im Exil, an Telefonen, deren Akkus ausgehen, deren Netz instabil ist, deren Zoom-Bild einfriert.
An den offenen Tagen im Hinterhaus 1160 gab 60 Mal Literatur im Lift für je ein bis vier Personen. Nicht nur die Autorin Lilly Axster hat eigens für diesen Zweck Kürzesttexte verfasst und gelesen, sondern viele andere Schreibende haben in verschiedensten Sprachen ihre Texte auf den Liftfahrten vorgetragen. Dazu hatte das Wider Worte Team vor dem offenen Tag in 1160 eine Art Ausschreibung gemacht und andere Autorinnen, Performerinnen, Musikerinnen und Aktivistinnen eingeladen, mitzumachen.
Schließlich haben auch Teilnehmende der Schreibwerkstatt von Lilly Axster die im Workshop entstandenen Texte gelesen. Zudem haben sich am Tag selbst noch einige Schreibende spontan gemeldet und so wurden immer wieder per Megaphon die kommenden Lesungen im Lift angekündigt, die sogar zu Schlangen vor dem Lift geführt haben und als Format begeistert aufgenommen wurden. Auch die Lesenden selbst waren überrascht von der Dichte dieser sehr persönlichen Lesungen und haben teils je nach den Zuhörerinnen ihre Texte spontan ausgewählt und gelesen, performt oder gesungen. Der Lift hat den Tag gut durchgehalten und ist nur einmal kurz ausgefallen.
Auch auf dem Treppenlift in den Garten gab es Lesungen, die laut vorgetragen wurden, sodass die im Garten anwesenden Personen und Gruppen ebenfalls den Texten lauschen konnten.
Literatur im Lift: Ein Format, das alle Beteiligten unbedingt bei den anderen Gelegenheit wieder anbieten und präsentieren möchten.

4) Schreibworkshop von Lilly Axster für Autor:innen-Kolleg:innen, multilingua. Techniken des automatischen Schreibens über Sprachbarrieren hinweg zu den Themen des Projekts. Lesungen aus dem Workshop. Wie zuvor beschrieben, haben Teilnehmerinnen des Workshops ihre Texte im Rahmen der Literatur im Lift vorgetragen. Außerdem hingen einige der Texte im Haus auf den Korridoren aus. Besucherinnen verschiedenster Sprachen konnten so einen Eindruck in der Arbeit der Schreibwerkstatt gewinnen und sich an Lyrik, Kurztexten und Fragmenten multilingua erfreuen.
Ein jugendlicher Teilnehmer des Schreibworkshops hat zu einer Reihe von Zeichnungen, die er unter dem Titel “Fantastic WG” am offenen Tag in 1160 ausgestellt hat, Kürzesttexte verfasst und den Bildern zur Seite gestellt. So ist eine ganz eigene Bild-Wort-Korrespondenz entstanden, die gar nicht geplant war, sondern aus dem Workshop heraus entstanden ist.
Aus dem Schreibworkshop ebenfalls entstanden ist die Teilnahme des Teams von “Gamayun“, einem 2021 in 1170 eröffneten russischsprachigen queer-feministischen Buchladen. Dieser Buchladen, der von den Ereignissen der Weltpolitik eingeholt wurde und inzwischen neben Büchern vor allem auch einen Treffpunkt kritischer russischsprachiger oder russisch verstehender Personen bietet, hat Besucherinnen und Akteurinnen dieses neuen Treffpunkts eingeladen, Texte zu Keramikarbeiten, die in wöchentlichen Workshops in “Gamayun” von Künstlerinnen und Laiinnen gefertigt werden, zu verfassen und in Form von Installationen im Garten des Vereins auszustellen.

5) Zwei Wochen lang täglich Literatur übers Telefon in 14 Episoden. Dokumentation aus den daraus entstehenden kurzen Textnachrichten-Dialogen.
Lilly Axster hat Nachrichten an jene Personen geschrieben, die nicht mehr da sind. Nachrichten, die nicht ankommen können und die nicht beantwortet werden. Nachrichten, die die Unerreichbarkeit, die Ohnmacht, den Verlust oder eine große Sehnsucht ausdrücken. Sehr persönliche Nachrichten an ehemals nahestehendePersonen, an jene, die fehlen, schmerzlich fehlen immer und immer wieder. Die Autorin hat die Adressierten teils fiktiv antworten lassen. Alle Nachrichten haben sich im Kreis gedreht, sind von der Autorin abgeschickt worden an sich selbst, weil es die Adressat*innen und ihre Nummern nicht mehr gibt.
Die Nachrichten, via Signal verschickt, wurden von anderen Personen gesprochen, vertont, kommentiert und verschwiegen. Aus dieser Arbeit soll 2023 ein weiteres Projekt folgen, mit derzeit noch offenem Ausgang.

“Just Yes”

“Just Yes” war eine multimediale, intime Performance/Installation, die von einem transdisziplinären Team unter der Leitung von Elisabeth Löffler von LizArt entwickelt wurde. Das Thema der Schaffung einer intimen Performance in kollektive Räumen, mit der Möglichkeit, sich mit den Menschen in einem “one on one”-Setting zu treffen. Es gab mehrere Treffen und Proben sowohl im Planet 10 als auch im Verein für Barrierefreiheit, um eine Bühne und eine Choreographie für die endgültige Aufführung zu entwickeln.

Intimität

Das Grundthema war die Kommunikation, Intimität und der Wunsch mit demder Besucherin wirklich in Kontakt zu kommen, indem es vorerst die Anzahl der Besucherinnen auf 1 Person pro Timeslot (20-25 Minuten) beschränkt wurde. In der Praxis waren es oft bis zu 3 Personen die einander zuvor nicht kannten und lieber gemeinsam den „Just Yes“ Raum besuchten.
Die Rahmenbedingungen waren sehr klar vorgegeben. Es gab Spots innerhalb des „Just Yes“ Raums, die benutzt werden konnten. Diese waren „Dance“ – „Sound“ – „Music“. Nach einem kurzen Kennenlernen und nachdem die Gedichte von Elisabeth selber gelesen wurden – die nach einem Zufallsprinzip von derdem Zuschauerin ausgewählt wurde. Dann wiederum entschieden Würfeln, oder verdeckte Karten mit anderen Worten, der Zufall, an welchem der drei möglichen Spots die nächste Aktion stattfinden wird und darüber hinaus weiter das Schicksal – wieder in Form von verdeckten Karten, ob nur eine Person zwei, alle miteinander oder die Gastgeberin miteinander musizieren, tanzen oder einen Text vorlesen werden.

Mut

Improvisation und der Mut, sich zu zeigen, waren stark präsent und damit alle als Menschen in ihrer Stärke, Verletzlichkeit und Größe. Mit dem Titel „Just Yes“ wollte die Künstlerin vermitteln, dass jede Person, die sie besucht, willkommen und sicher ist und alles, was sie miteinander teilen, wertvoll ist. Die Hypothese dass Ergebnisoffenheit & das Vertrauen, das alle Menschen etwas zu geben haben und das auch gerne tun – wenn sie sich sicher und respektiert fühlen hat sich nicht nur bewahrheitet, sondern die Künstlerin und auch die Besucherinnen bewegt, berührt, bereichert und sich schlicht wunderbar angefühlt.

Die Performance fand 2 mal, im Juni 2022 und im September 2022 statt. Die Performance dauerte insgesamt 8 Stunden. Insgesamt 22 Besucherinnen im Alter zwischen acht und achtzig Jahren – rollend gehend liegend sitzend.
Manche der Besucherinnen haben in einem dafür vorgesehenen Büchlein einen Text, eine Zeichnung, einen Gedanken oder ein Bild hinterlassen.
Nachworte: Wehen Weben Wilde Bilder Weiter Wollen Wir Wissen

Workshop

Im Verein für die Barrierefreiheit gab es einen Workshop von Elisabeth Löffler und Iva Marković. Der Workshop war offen für alle Teilnehmerinnen des Projekts Wider Worte.

Die Eingangsthemen des Workshops waren: Verständnis des Begriffs “Barrierefreiheit” im weiteren Sinne und durch verschiedene Perspektiven – (Dis)ability, Zugang zu Ressourcen, Klassenfragen, Ethnizität, Geschlecht, Gesundheit, Sprache, Migration, kulturelle Unterschiede, Alter, verschiedene Persönlichkeitstypen,… Die Diskussion entwickelte sich weiter in Richtung der Suche nach Möglichkeiten, nachhaltige Communities zu schaffen, die wirklich auf den Prinzipien von Intersektionalität, Vielfalt und Inklusion basieren. Als Ergebnis der beiden Tage der offenen Tür wurden die nahegelegenen Märkte – Viktor Adler und Brunnenmarkt – besucht. Beide sind Orte der Begegnung und des Austauschs von Migrantinnen Communities. Die Idee war, mit den zufälligen, unbekannten Menschen in Kontakt zu kommen und sich kurz auszutauschen, in dem Bewusstsein, dass wir uns vielleicht nicht kennen, aber dass unser Handeln und unsere Entscheidungen unser Leben eigentlich beeinflussen.

Linda Nkechi Louis

Der Spaziergang zum Markt im 10. Bezirk war verbunden mit dem Gedenken an eine der Gründerinnen des Kulturvereins Planet 10, Linda Nkechi Louis.

Die Pernerstorfergasse in Wien-Favoriten ist nach Engelbert Pernerstorfer, 1850-1918, Politiker und Journalist, benannt. 1919 wurde die Gasse nach ihm benannt. Er war ab 1896 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, war deutschnational gesinnt, Mitglied der Burschenschaft ‘Braune Arminia Wien’ und gehörte somit der deutschnationalen Richtung der Arbeiterbewegung an. Der Vorbesitzer des Vereinshauses von dem der Kulturverein Planet 10 im Jahr 2009 das Haus gekauft hat, hatte angegeben im Haus ein Seniorentreffen für FPÖ-Mitglieder und Sympathisant*innen eingerichtet zu haben. Beide Personen, Engelbert Pernerstorfer und derjenige, der dem Verein das Haus verkauft hat, sind vermutlich weltanschaulich weit entfernt von den Werten, für die Planet 10 steht und sich in der Stadt einsetzt.

Planet 10 setzt sich ein für:

Umverteilung von Privilegien aus NS-Erbschaften und anderen Ungerechtigkeiten. Ein Ort der Vielsprachigkeit und Queerness, der Arbeit gegen Barrieren in Köpfen, Herzen und Strukturen.

Linda Nkechi Louis Gasse

So entstand im Rahmen von ‘Widerworte’ die Aktion auf dem Viktor-Adler-Markt und der Pernerstorfergasse zur Umbenennung der Gasse in Linda Nkechi Louis Gasse, Aktivistin und Mitgründerin von Planet 10, Vorkämpferin für die Rechte von Queers of African Origin und auch alle anderen marginalisierten Personengruppen in Österreich.
Linda Nkechi Louis hat Planet mit erfunden, mit aufgebaut und maßgeblich gestaltet. 2014 ist sie viel zu früh gestorben. Ihrem Spirit und ihrer unermüdlichen politischen Arbeit gegen Diskriminierung und Ungleichbehandlung ist die Gasse symbolisch gewidmet. Damit findet auch eine Aneignung des öffentlichen Raums durch eine Person statt, die viele andere Personen und Gruppen in Favoriten vertreten hat und vertritt.

Theater Performance Complicit

Dieses Projekt hatte als Ziel die migrantischen Personen und Communities, durch Community Arbeit in Form von Workshops zu stärken und einen Raum zu kreieren, in dem Erfahrungen geteilt werden, Selbstermächtigung gefördert und Heilungsprozesse angeregt werden.

migrantische queere Gemeinschaft

Ein weiteres Ziel ist es, die Sichtbarkeit der migrantischen, queeren Gemeinschaft im öffentlichen Raum zu erhöhen. Komplexe Erfahrungen der Migrantinnen werden kollektiv untersucht. In einem geschützten und von Workshopleiterinnen gehaltenen Raum, werden persönliche Geschichten, Coping-Mechanismen, Probleme und Herausforderungen, mit denen Migrantinnen konfrontiert sind, durch dieses speziell für die Arbeit mit migrantischen Menschen geschaffene Workshops, untersucht. Ziel ist es, den Geschichten mehrfach marginalisierter Perspektiven eine Stimme zu verleihen. Während individuelle Erfahrungen geteilt werden, wird durch dieses Workshops ein Selbstermächtigungsprozess angegangen. “Can you talk” erforscht somit die Möglichkeiten der individuellen und kollektiven Heilung und eröffnet einen Raum, wo persönliche Geschichten zu kollektiven Erfahrungen werden. In den Workshops wird in verschiedenen Weisen experimentiert, wie die eigene Geschichte erzählt werden kann.

Storytelling

Als Teil des methodischen Konzepts wird mit Storytelling gearbeitet, wobei die Perspektive „not a single story“ bedeutend ist. Jede Person bringt ihre Geschichten mit sich. Die Workshopleiterinnen unterstützen die Teilnehmerinnen auf den Weg, die Geschichte, die erzählt werden möchten, in sich zu finden und ihr dabei den verbalen und körperlichen Ausdruck zu verleihen. Damit bekommt jede Story eine “Bühne” und jede persönliche Geschichte wird zu einer kollektiv geteilten Erfahrung, einer Geschichte, die den hegemonialen Narrativ zu Migration und Identität dekonstruiert.

Der künstlerische Ausdruck der Physical Theater Company Side Effect (Complicit – Verein zur Förderung migrantischer und queerer darstellender Kunst) basiert auf dem “Open Soul Concept”, das auf Authentizität, Verletzlichkeit und Entblößung setzt.

“Wir kommen auf die Bühne, wie wir sind. Sie werden kein Schauspiel zu sehen bekommen, sondern unsere offenen Seelen auf der Bühne. Wir erzählen Geschichten. Unser Verständnis von Theater ist der Raum, in dem Erfahrungen transformiert werden, in dem wir gemeinsam heilen, in dem persönliche Erfahrungen zu kollektiven Zeugnissen werden. Unsere Performance geht über Drehbücher, Strukturen und Rahmen hinaus. Wir alle verändern uns, unsere Geschichten, Perspektiven und Erinnerungen verändern sich. Wir führen diese Veränderung auf.”

“Can You Talk?” war ein Workshop-Prozess, der mit einer öffentlichen Präsentation des Work in Progress endete. Die Komplexität von Migrantinnenidentitäten aus einer Perspektive der Selbstermächtigung diente als Leitfaden für diesen kreativen Prozess. Ausgangspunkt für die kreative Recherche war das Telefon als Objekt im Kontext der Migration.

Heimat

In der weiteren Entwicklung tauchte das Thema Heimat in mehreren Geschichten auf. Die Reise nach Österreich, Verbindungen zu zurückgelassenen Lieben, Gerüche, Essen, Erinnerungen und Vorstellungen von Gemeinschaft. Ein weiteres Thema, das in mehreren Geschichten auftauchte, war die Bürokratie in Österreich und wie Menschen mit Migrationshintergrund mit ihr umgehen. Was bringen Migranten als Teil ihrer Kultur mit und wie wird dies in der österreichischen Gesellschaft wahrgenommen? Was ist, wenn die Reise in dieses Land jahrelang dauert? Was ist, wenn das gewünschte Ziel feindselig und das Gegenteil von dem ist, was wir uns erhofft haben? Wann kommt die lang ersehnte österreichische Staatsbürgerschaft? Neun Performer brachten unterschiedliche persönliche Perspektiven ein, indem sie ihre Körper und gesprochenen Worte nutzten, um ihre Geschichten zu erzählen.

Telefonat

Oft ist das Telefon die einzige Verbindung mit dem, was wir Heimat nennen, mit allem, was wir zurückgelassen haben. Durch Videoanrufe und Instagram-Leben feiern wir, teilen wir, hoffen wir… Telefone sind Werkzeuge, um Geld nach Hause zu schicken, sie sind Geschenke, die wir senden, und manchmal sind sie die einzige Verbindung zu unseren Muttersprachen. Bei anderen Gelegenheiten nutzen wir Videoanrufe, um uns gegenseitig anzuschauen, um wichtige Momente festzuhalten und uns an sie zu erinnern, während wir physisch abwesend sind. Das Telefon ist eine Erinnerung an Zugehörigkeit, an unterbrochene Beziehungen, an die Idee von Heimat, daran, wie sehr wir uns umeinander sorgen und dass wir von unseren Lieben getrennt sind.

Workshops

Es gab einen öffentlichen Aufruf für die Teilnehmerinnen des Workshops. Ursprünglich gab es 15 Teilnehmerinnen, aber die Zahl wurde wegen der Corona-Infektionen reduziert. Der Workshop-Prozess dauerte 12 Arbeitstage einschließlich eines Aufführungstages. Die Abschlusspräsentation fand in der Aula der Akademie der bildenden Künste Wien statt. Insgesamt kamen 100 Besucherinnen, um die öffentliche Präsentation zu sehen. Ursprünglich war geplant, das Work in Progress in einem der Wiener Theater zu zeigen. Leider war es aufgrund der vielen Terminverschiebungen im Zusammenhang mit dem Covid 19 (und Lockdows) nicht möglich, einen Termin in der Nähe der Workshops zu bekommen. Die 100 Plätze, die in der Aula organisiert werden konnten, reichten leider nicht für alle, die die Präsentation sehen wollten. Die Veranstaltung war kostenlos. Der gesamte Prozess wurde dokumentiert und nach der öffentlichen Präsentation wurde ein Video-Showcase erstellt. Die Fotodokumentation wurde auf den Social-Media-Kanälen und Websites von Side Effect und Wider Worte präsentiert und dient als Archiv für die künftige Entwicklung der Arbeit der Company. Ein Fotograf und ein Grafikdesigner wurden engagiert, um hochwertiges Material für die Promotion der Veranstaltung zu erstellen und Dokumentationsmaterial für die zukünftige Entwicklung der Arbeit bereitzustellen.

Es besteht ein offensichtlicher Bedarf, eine visuelle Identität des Projekts zu schaffen (einschließlich Plakate, Flyer usw.) und mit dem Ziel einer besseren Sichtbarkeit und besseren Werbung für die Projektaktivitäten. Während des gesamten Prozesses besteht (in mehreren Fällen) Unterstützungsbedarf in Bezug auf die technische Organisation und Durchführung von Workshops sowie Unterstützung bei der Abschlusspräsentation, unter anderem im Zusammenhang mit Corona-Maßnahmen.

Abschlusspräsentation

Das künstlerische Konzept für die Abschlusspräsentation zielte darauf ab, Elemente der Ironie und Groteske sowie eine starke Bühnenpräsenz und neutrales Storytelling zu erforschen. Die Recherche zu Bewegung und Choreografie begann mit der Idee der täglichen Bewegung, die minimal gehalten werden sollte. Das Kostümkonzept bestand aus mehreren Lagen Second-Hand-Kleidung, wobei die Performerinnen die Möglichkeit hatten, ihre Kostüme während der Aufführung zu wechseln. Das Objekt- und Bühnendesign wurde ebenfalls minimal gehalten, während das Lichtdesign als Teil der Aufführung entwickelt wurde, da die Perfomer*innen das Licht kontrollierten. Die Gesamtstruktur dieser Work-in-Progress-Präsentation wurde absichtlich für eine weitere Entwicklung offen gelassen und in einer poetischen, postdramatischen und nicht narrativen theatralischen Sprache gestaltet.

Home is where your attempts to escape end.
I was always escaping. Always running away. Running away from places, running away from people, running away from my memories, running away from ghosts that are still running behind me, running away from the past, running away from presence, running away from myself.
Where is my home then?

Zitat aus einer der Geschichten

Zusätzlich gab es am Tag der offenen Tür im Planet 10 ein performatives Frühstück – eine performative Aktion im Raum – eine performative Brunch Zubereitung.

Essen

Die Idee dahinter war, die Beziehung zum Essen in Bezug auf (die Idee von) Heimat zu hinterfragen, wie die Erfahrung der Migration unsere Beziehung zum Essen formt. Durch den Rahmen des Tages der offenen Tür und der Gemeinschaft sollte die Zusammengehörigkeit betont werden – wie verbindet uns das Essen. Essen ist oft das Thema, das wir mit unseren Geliebten besprechen. Und wir werden mit der harten Tatsache konfrontiert, dass sich Gerüche nicht über das Telefon übertragen lassen. Wenn die Sinne an die Oberfläche kommen, scheint die Technologie zu versagen.

At the Open Day in September it was possible to see the showcase of public presentation of the work in progress through the whole day on the multiple screens in the house. In the afternoon there was an artist talk where all the performers took part in.

talk about how the creative process

The talk started with how the creative process has developed and how the stories were created and it ended with the collective reflection on the experiences of migration. People shared how empowering and transformative the workshop process was for them. Questions of connection with home were discussed from several perspectives such as the meaning of technology in keeping the idea of home inside of us, how love can be preserved even if we are far away, division between country of origin and country of migration – where is my home?
Am Tag der offenen Tür im September konnte man die öffentliche Präsentation der Work in Progress den ganzen Tag über auf mehreren Bildschirmen im Haus anschauen. Am Nachmittag fand ein Künstlerinnengespräch statt. Das Gespräch begann mit den Themen wie: wie sich der kreative Prozess entwickelt hat und wie die Geschichten entstanden sind, und endete mit einer kollektiven Reflexion über die Erfahrungen der Migration. Die Teilnehmerinnen berichteten, wie ermutigend und transformativ der Workshop-Prozess für sie war. Fragen der Verbundenheit mit der Heimat wurden aus verschiedenen Blickwinkeln erörtert, z. B. die Bedeutung der Technologie für die Erhaltung der Idee von Heimat in uns, die Frage, wie die Liebe bewahrt werden kann, auch wenn wir weit weg sind, die Trennung zwischen Herkunfts- und Migrationsland – wo ist meine Heimat?

Ekwentị, The Cable Connection

Ekwentị, The Cable Connection ist eine Multimedia-Installation und Performance von Afro Rainbow Austria, die durch die queere afrikanische Brille verschiedene Arten des Sprechens, der Sprache und des Vokabulars hinterfragt.

Ekwentị, The Cable Connection hat immer wieder Sprechweisen, Sprache und Wortschatz in Frage gestellt, um neue Wege der Kommunikation zu denken und zu schaffen. Es zielt darauf ab, den Fokus auf seit langem etablierte Mittel der (un)gesprochenen Kommunikation zu nehmen.

Sprache, Tonfall, Netzwerk, Atmung, Gesten

Es wird sich auf dendie Sprecherin, die Botschaft und die Zuhörerin beziehen. Mit wem spricht man? Was wurde kommuniziert? Was empfängt derdie Zuhörerin auf der anderen Seite? Mit welcher Sprache kommuniziert man? Welchen Tonfall empfängt man auf der Gegenseite? Wie wirkt sich die Kombination aus Sprache, Tonfall, Netzwerk, Atmung und wahrgenommenen Gesten auf die empfangene Botschaft aus, verändert sie und beeinflusst sie? Wie tief ist die Unterdrückung in der Art, wie wir sprechen, verwurzelt? Was kann ermächtigt sein? Wie kann man sich mit (ohne) Worte ausdrücken? Wie kann man gegen rassistische, queerphobische, sexistische, patriarchalische und kapitalistische Kommunikationsmittel/-formen protestieren und fortschrittliche, ermächtigende Worte, Mittel der Auseinandersetzung und (Nicht-)Kommunikation hervorbringen.

You think it is funny?

Alles dies wurde unter einem humorvollen Dach geschehen. Außerdem wurde die Frage gestellt, wer Lachen kommuniziert, wer Humor konsumieren kann, wer die Fähigkeit und das Privileg hat, Humor zu konsumieren und was Humor (un)konsumierbar macht.

Workshops

Insgesamt gab es 15 Workshops. Die Workshops umfassen unterschiedliche Inhalte: persönliche und kollektive Auseinandersetzung mit Worten und Comedy als Kommunikationsform; Sammlung der Vokabeln für Unterdrückung und Ermächtigung in Worten, die schließlich in Farbe und Aufdruck auf den Stoffen präsentiert wurde; Vokabeln für Unterdrückung und Ermächtigung wurde diskutiert und überlegt, wie man diese Wörter auf T-Shirts schreiben und gestalten kann; Fotoshooting, bei dem die Teilnehmerinnen die Möglichkeit hatten, sich im Gegensatz zu den Inhalten der Aufführung in ihrer eigenen Pracht und ihrem Stolz zu präsentieren (die Fotos wurden selbst gedruckt und laminiert); Arbeit am Bühnenbild für die Perfomance – verschiedene Räume der Unterdrückung und des Feierns zu zeigen; mehrere Interventionen: typische Arbeitskleidung wurde mit den Materialien und Symbolen “geschmückt” und auf den T-Shirts von den Workshop-Teilnehmerinnen selbst geschriebene Botschaften. Während der Workshops wurden die Menschen mit hausgemachten Speisen aus den Herkunftsländern versorgt.

Empowerment

Die Teilnehmerinnen haben in den Comedy-Workshops das Wissen über künstlerische Ausdrucksformen in partizipativen Prozessen bekommen und wurden so zu Multiplikatorinnen für ihre eigenen Kreisen und Communities. Das Ziel wurde erreicht – Empowerment, durch die Erfahrungen auf der Bühne zu stehen, sich öffentlich zu äußern und den eigenen Anliegen Gehör zu verschaffen.

Fotoausstellung, Videos und Performance

An beiden Offenen Tagen gaben die Fotoausstellung, Videos und Performance – die die Dualität von Unterdrückung und Stolz in Bezug auf Humor, Sprache und Kommunikation thematisiert haben. Die Aufführung an beiden Tagen der offenen Tür war eine Führung durch verschiedene Räume der beiden Häuser. Die Performance endete mit dem Pride-Protest, bei dem die Performerinnen mit den queeren Flaggen das Publikum mit T-Shirts mit der Aufschrift „There is No Pride in Deportation“ zur kollektiven Pride-Demonstration eingeladen. Da einige der Teilnehmerinnen/Performer*innen von Corona betroffen waren, entstand die Idee, Comedy-Videos zu machen, die während des gesamten Tages der offenen Tür auf mehreren Bildschirmen im Haus gezeigt wurden. Am Ende der beiden Aufführungen und Ausstellungen nahmen insgesamt etwa 80 Personen teil, davon haben 15 Personen an den Performances an den Offenen Tagen teilgenommen.

“move&groove”

Was bedeutet es für uns, in verschiedenen Kontexten (aktiv) zu sein?
Die Projektidee entwickelte sich organisch und ziemlich spontan, da Karin ein Teil der Planet 10 Gemeinschaft ist. Dieses Projekt war nicht Teil des Konzepts, passte aber thematisch so gut dazu und war ein wertvoller Beitrag zu den Programmen des Tages der offenen Tür.

Karin Hirschmüller traf sich mit Menschen, um sich – zu zweit durch Wien bewegend – über Erfahrungen zu Unterschiedlichkeit auszutauschen.

In welchen verschiedenen (gesellschaftlichen) Gruppen finden wir uns wieder? Sind sie frei gewählt, oder bleibt einer manchmal nichts anderes übrig? Welche Erfahrungen machen wir dabei? Was sind die Hürden und Anstrengungen? Was kostet Energie? Angesichts der manchmal auch frustrierenden oder verletzenden Erlebnisse mit Unterschiedlichkeit: wieso ziehen wir uns trotzdem nicht zurück, sondern gehen immer wieder auf neue Kontexte zu? Was treibt uns an, uns erneut mit dem auseinanderzusetzen, was jenseits dessen liegt, das gewohnt und bekannt ist und damit vorhersehbar und sicher scheint?

Im Projektzeitraum fanden 12 je etwa einstündige Gespräche statt. Die Teilnehmenden waren gemischt (z.B. in Bezug auf Sprachen, Herkünfte, Lebenssituation, Behinderung/en, Geschlechter usw.). Die Gespräche folgten dabei nicht einem strengen Leitfaden, sondern konnten sich frei entlang der Grundideen entwickeln. Unterstützt wurde dieser bewegliche Gesprächsprozess vom gleichzeitigen körperlichen Bewegen durch die Stadt. Am Ende eines Gespräches sammelten die beiden Beteiligten einige wesentliche Begriffe, Themen und Fragen, die zur Sprache gekommen waren. Oft ging es dabei um starke Motivationen und das Bedürfnis des sich-Entwickelns. Um den persönlichen Umgang mit Unterschieden, um Fähigkeiten, die einer dazu im Leben entwickelt hat. Manche Gespräche brachten Aspekte zur Sprache, die viel mit dem eigenen Ich, der eigenen Identität zu tun haben, genauso wie mit der Verortung und der Platznahme in der Gesellschaft. Diese Ergebnisse wurden an den beiden offenen Tagen in Form einer Ausstellung präsentiert. Dort wurden die Besucher*innen eingeladen, eigene Statements aufzuschreiben und der Ausstellung hinzuzufügen.

Offene Tage des Projekts WIDER WORTE

Die Besucher*innen der Offenen Tage in 1100 und 1160 Wien sehen und hören Film, Theater, Literatur, Performance, Stand up und Sit down Comedy.

Es gab ein Zeitkonzept 12 – 24 Uhr – man konnte mit-reden, übersetzen, sich bewegen (lassen), verqueeren, bauen, essen, schließlich tanzen und vieles anderes mehr.

Während des ganzen Programms gab es eine organisierte Kinderbetreuung.